Für alle, die zu weit weg wohnen, um uns zu besuchen, bieten wir einen Rundgang an - hier im Internet.
Sie können den Text und die Bilder gerne für Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen einsetzen.
Die moderne Versuchstierkunde basiert auf dem Prinzip der drei R's:
Tierschutz ist ein integraler Bestandteil der Versuchstierkunde: wir haben eine ethische wie auch eine gesetzliche Verpflichtung gegenüber unseren Versuchstieren. Außerdem ist das Wohlbefinden der Tiere wichtig, um zu korrekten und reproduzierbaren Ergebnissen im Tierversuch zu kommen. Der Rundgang durch unsere Abteilung wird Ihnen hoffentlich eine Vorstellung davon geben, wie wir die drei R's in der Praxis umzusetzen versuchen.
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So sehen die meisten Versuchstierställe aus: verschlossene Türen und eine Alarmanlage rufen den Eindruck der Geheimniskrämerei hervor-was geht dort vor sich? Wir werden gleich hineingehen. Es gibt allerdings eine Reihe guter Gründe für die verschlossenen Türen:
1. Die Tiere brauchen Ruhe und den vertrauten Umgang mit Menschen, die sich in ihrer artgerechten Haltung auskennen. Es ist wichtig, daß die Tiere die Menschen kennen, die sie handhaben. Tiere, egal ob es sich um Nutztiere, Heim- oder Versuchstiere handelt, reagieren ängstlich auf Fremde. Indem wir diese potentielle Streßquelle reduzieren, erreichen wir bessere Ergebnisse und können so die Zahl der Tiere im Experiment reduzieren.
2. Um die Zahl der Versuchstiere weiter reduzieren zu können, ist es wichtig, den Tierstall sauber und frei von Krankheitserregern zu halten. Krankheiten sind nicht nur belastend für die Tiere, sondern beeinflussen auch die Ergebnisse eines Experimentes und machen es häufig notwendig, das Experiment (mit neuen Tieren) zu wiederholen. Um die Möglichkeit zu verringern, daß eine Krankheit eingeschleppt wird, müssen wir den Zugang zum Tierstall genau kontrollieren. (Die Gesundsheitsüberwachung der meisten Versuchstiere ist sehr viel besser als die von Heimtieren in einem Zoogeschäft!).
3. Eine Versuchstierabteilung darf nicht eine Art Supermarkt sein, wo Forscher einfach hereinspazieren können und nach Lust und Laune zu experimentieren anfangen. Kein Tierexperiment darf ohne behördliche Erlaubnis durchgeführt werden. Jedes Experiment muß sorgfältig geplant und genehmigt werden, bevor das Forschungsprojekt begonnen werden kann. Das bedeutet, das wir nur Tiere in der Abteilung haben, die in genehmigten Experimenten eingesetzt werden. Die geschlossenen Türen signalisieren den Forschern, daß Sie die Tierversuchsabteilung nur zur Durchführung von genehmigten Experimenten betreten dürfen.
4. Ein letzter Grund für die geschlossenen Türen ist die Ausstattung der
Abteilung mit teuren Geräten. Zudem fühlen sich die Beschäftigten der
Abteilung auch sicherer und können sich besser auf ihre Arbeit
konzentrieren,
wenn sie sich keine Gedanken über unerwartete und unerwünschte Besucher
machen
müssen.
Bedeutet das jetzt, daß wir keinen Besuch in der Abteilung haben
wollen? Nein, überhaupt nicht. Wir haben nie jemand den Zugang zur Abteilung
untersagt. Es ist vorgekommen, daß wir Leute bitten mussten, zu einem
anderen
Zeitpunkt zurückzukommen, z. B. weil neugeborene Ratten oder Mäuse
einige Tage
Ruhe brauchten, aber wir haben niemals aus Geheimniskrämerei den Zugang zur
Abteilung verweigert.
Klicken Sie hier, um in die Abteilung zu kommen!
Normalerweise beginnen wir den Rundgang in unserem Büro. Hier werden Sie mit unseren Mitarbeitern bekannt gemacht und daran erinnert, möglichst wenig Lärm in der Abteilung zu machen. Wir müssen uns ruhig durch die Abteilung bewegen, um die Tiere nicht zu stören.
Es ist außerdem wichtig zu wissen, ob Sie Allergien haben. Wenn Sie allergisch sind (egal um welche Allergie es sich dabei handelt- Heuschnupfen, Asthma oder eine Tierhaarallergie), dann sollten Sie nicht in die Abteilung gehen, weil Nagetiere und Kaninchen hochgradig allergieauslösend sind. Für alle, die nicht an dem Rundgang teilnehmen können, bieten wir den Besuch per Computer an!
Uebrigens, haben Sie die Computerausrüstung im Büro gesehen? Wir werden nach dem Rundgang näher darauf eingehen.
Als Nächstes bitten wir Sie darum, Jacken und Pullover abzulegen, da es in der Abteilung warm und feucht ist (also optimale Bedngungen für die Tiere). Bevor wir in die Tierhaltung gehen, bitten wir Sie, sich die Hände zu waschen, einen weißen Overall und weiße Clogs anzuziehen. Was ist der Grund dafür? Für uns ist es wichtig, die Tiere vor Krankheiten zu schützen, so daß Experimente nicht wiederholt werden müssen und nicht mehr Tiere als notwendig gebraucht werden. Um die Einschleppung von Infektionen zu vermeiden, ist es besser, wenn Sie in letzter Zeit keinen Kontakt mit anderen Tieren gehabt haben oder in einer anderen Tierhaltung gewesen sind.
Jetzt sind wir bereit hineinzugehen!
Wir sind jetzt im Hauptflur der Abteilung. Er besteht aus einem Korridor mit vielen Türen auf beiden Seiten. Hier möchten wir Sie auf einige Dinge aufmerksam machen: Es hängt ein Kittel außen am Tierstall und neben jeder Tür befinden sich weiße Kästen an der Wand. Der Kittel erinnert uns daran, daß zwischen den einzelnen Tierräumen die Kittel gewechselt werden müssen, um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden. Wie schon erwähnt, legen wir auf diesen Punkt viel Wert. Das ist auch der Grund, warum die meisten Tiere in der Abteilung von anerkannten kommerziellen Züchtern außerhalb Norwegens eingekauft werden (außer den Nutztieren, die wir im Erdgeschoß halten). Die Tiere (Mäuse und Ratten aus England, Kaninchen aus Schweden) kommen alle mit einem Gesundheitszeugnis und deshalb haben wir fast nie kranke Tiere in der Einheit. Wegen ihres ausgezeichneten Gesundheitszustandes kosten sie auch erheblich mehr als Tiere aus dem Zoogeschäft.
Die weißen Kästen neben den Türen sind Zeitschaltuhren, die das Licht alle 12 Stunden an- und ausschalten. Um qualitativ hochwertige Ergebnisse zu erreichen, ist es wichtig, die Umgebung der Tiere möglichst konstant zu halten. Außer dem Hell/Dunkelzyklus kontrollieren wir die Temperatur und Luftfeuchte. Die Auflagen für Klimaanlagen in Versuchstiereinheiten sind viel strenger als für Häuser in Norwegen. Der Luftaustausch in einem Raum muß 15 bis 20 mal in der Stunde stattfinden!
Jetzt ist es an der Zeit, Ihnen die Tiere zu zeigen! Wir haben
hauptsächlich Mäuse und Ratten in der Abteilung. Hier sehen wir junge
Albinoratten. Sie sind intelligente, neugierige und gesellige Tiere; deshalb
werden sie soweit möglich in Gruppen gehalten. Die Mitarbeiter in der
Abteilung
finden, daß Ratten die Tiere mit der ausgeprägtesten Persönlichkeit
sind. Sie
gewöhnen sich an die Personen, die sie regelmäßig versorgen. Dies ist
einer
der Gründe, warum wir lieber die technischen Assistenten und nicht die
Forscher
die experimentelle Arbeit mit den Tieren durchführen lassen. Einige der
Ratten
sind weiß, andere pigmentiert, braun oder schwarz-weiß. Welche Rasse
genommen
wird, hängt von der Art des Experimentes ab.
Hier sehen Sie zwei verschieden große Rattenkäfige. Es ist nicht
einfach, in sie hinein zu sehen, aber wenn Sie hier klicken, erhalten Sie ein
besseres Bild, diesmal von einem Mauskäfig:
Die gesamte Ausrüstung ist speziell für Versuchstiere hergestellt. Die Käfige sind aus Dänemark, das Futter kommt aus England and die Einstreu aus Norwegen. Sehen Sie noch etwas anderes in dem Käfig als die Tiere?
Klicken Sie hier für ein vergrößertes Bild. Nagetiere nagen
gerne and
deshalb geben wir ihnen sterilisierte Toilettenpapierrollen, welche sie
zerreißen und als Nestmaterial verwenden können. Sie bauen auch aus einer
leeren Wasserflasche, etwas Papier und Holzspänen ein gemütliches Nest. Das
Bereitstellen von diesen zusätzlichen Materialien wird "environmental
enrichment" (Bereicherung der Umgebung) genannt und ist für den Tierschutz
wichtig. Alle Tiere, ob sie Versuchstiere, Nutz-, Heim- oder Zootiere sind,
profitieren von einer Bereicherung ihrer Umgebung- was würde ihrer
Meinung nach
das Leben dieser Tiere interessanter machen?
Fast alle unsere Kaninchen werden gruppenweise in Bodenhaltung
gehalten.
Wie die Ratten sind sie gesellige und neugierige Tiere, die gerne in Gruppen
leben und viel Platz haben wollen. Manchmal müssen wir sie jedoch für
bestimmte Experimente einzeln in den Käfigen, die an der Wand hängen,
halten.
Wir haben aber auch noch einen anderen Typ von Käfig, in dem 4
Kaninchen zusammen gehalten werden können. Diese neuen Käfige, die den
Vorstellungen vom "environmental enrichment" entsprechen, erlauben es den
Kaninchen, in Gruppen zu leben. Sie können sich aber auch in der
künstlichen
Höhle verstecken, die im nächsten Bild zu sehen ist.
Die am meisten genutzten Tiere in der Abteilung sind Mäuse, Ratten, Kaninchen und Meerschweinchen. Gelegentlich halten wir Frösche und wir hatten auch schon einmal kleine Krokodile in unserer Abteilung. Mit Hunden und Katzen arbeiten wir nicht.
Wozu benutzen wir die Tiere? Hauptsächlich sind wir eine Serviceabteilung der Tierärztlichen Hochschule Oslo und der Forschungszentren in der Gegend von Oslo. Deshalb sind wir an einer ganzen Reihe von biomedizinischen Projekten beteiligt. Normalerweise ergeben sich die Experimente aus human- und veterinärmedizinischen Fragestellungen, deren Beantwortung keine chirurgischen Eingriffe erfordert. In vielen Fällen wird nicht am lebenden Tier experimentiert. Die Tiere werden euthanasiert und die Forschung wird mit ihren Organen oder Zellen durchgeführt. Die meisten Kaninchen werden als Blutspender für die Produktion von Antiseren eingesetzt. Sie werden unter die Haut (nicht in den Muskel) immunisiert und dann entnehmen wir ihnen Blutproben, die für eine ganze Reihe von Laborexperimenten eingesetzt werden können.
Hier sehen wir ein Beispiel für ein aufregendes Experiment mit
lebenden
Ratten. Dies ist eine Skinnerbox. Die Boxen enthalten Schalter, die in
verschiedenen Farben aufleuchten und auf die die Ratten drücken können.
Wenn
sie den richtigen Knopf drücken, werden sie belohnt- aber sie werden nicht
bestraft, wenn ihre Antwort nicht korrekt ist!
Auf diesem Bild sehen wir, wie eine Ratte die Box benutzt. Ratten
sind
intelligent, und sie lernen schnell den Knopf, der aufleuchtet, zu drücken.
Nachdem sie das gelernt haben, können wir ihnen eine kleine Menge einer
Testsubstanz geben (nicht genug um sie zu schädigen) und sehen dann, ob sie
sich an das Gelernte erinnern. Wir können in den Boxen auch die Jungen von
Rattenmüttern testen, die während der Trächtigkeit eine Testsubstanz
erhalten
haben. Im Vergleich zu Jungen von unbehandelten Müttern können wir
sehen, ob
sie Lernprobleme haben. Diese Boxen sind eine gute Alternative zu anderen
Testmethoden, bei denen wir höhere, schädigende Dosen einsetzen
müßten. Die Skinnerboxen wurden teilweise aus einer Hinterlassenschaft zur Unterstuetzung des Tierschutzes finanziert.
Hier sehen wir eine andere Art, Labortiere unterzubringen. Dieser
Isolator ist eine belüftete Plastikblase. Im Inneren leben Tiere in normalen
Plastikkäfigen. Wir halten Tiere mit einem ungewissen Gesundheitsstatus in
Isolatoren. Diese Mäuse sind importiert und haben möglicherweise eine
Infektion, die wir nicht in die Abteilung einschleppen wollen. Deshalb
bleiben
die Tiere im Isolator bis wir überprüft haben, ob sie Krankheiten haben.
Isolatoren kann man auch für Tiere benutzen, die in einem sterilen Bereich
leben müssen, z. B. Tiere, die gegen den normalen Keimgehalt der Umwelt
anfällig sind.
Wir verbringen einen großen Teil der Zeit damit, Käfige und
Zubehör
zu reinigen (fragen Sie nur die Leute, die hier arbeiten). Das ist natürlich
sehr wichtig, damit die Tiere sich nicht infizieren, krank werden und
damit die
Ergebnisse der Experimente beeinflußt werden. Hier sehen Sie unsere
alte, aber
immer noch funktionierende Käfigwaschmaschine. Wir überprüfen
routinemäßig,
ob sie noch ordentlich arbeitet. Der größte Teil der Arbeiten wird nach
Arbeitsanleitungen (SOP - standard operating procedure) durchgeführt. Das
sichert uns eine systematische Kontrolle über die durchgeführten
Arbeiten und
führt zu zuverlässigen Versuchsergebnissen.
Wollen wir jetzt in das Erdgeschoß gehen? Zuerst müssen wir unsere Hände waschen, einen sauberen Overall und Ueberschuhe anziehen. Hier werden normale Nutztiere gehalten, aber der Standard der Haltungsbedingungen ist viel höher als der auf den meisten Bauernhöfen. Das Belüftungssystem ist z. B. dasselbe, daß wir auch im ersten Stock verwenden.
Diese Schafe sind Blutspender. Blutproben von diesen Tieren helfen
Forschern, mehr über Schafkrankheiten herauszufinden.
Im Moment haben wir viele Schweine in der Abteilung. Diese Schweine
werden in einem gemeinsamen Projekt zwischen der Tierärztlichen
Hochschule und
ärzten genutzt, die an einer erblichen Nierenkrankheit beim Menschen
interessiert sind. Dieses Projekt hat international Aufsehen erregt. Auf die
Pflege dieser Schweine verwenden wir viel Zeit und Mühe:
deshalb sind sie immer freundlich gegenüber Menschen und begrüßen
ihre Gegenwart.
Wir versuchen, für jedes Experiment die jeweils geeignete Tierart auszuwählen.
Hier sehen Sie einen Nerz, der für ein gemeinsames Projekt von
Tierärzten und Humanmedizinern eingesetzt wird. Der Käfig ist ein normaler
Nerzkäfig, wie er auf Pelztierfarmen benutzt wird. Wir haben aber
zusätzlich
ein Plastikbassin mit Wasser hineingestellt, damit der Nerz baden kann,
denn das
tun Nerze gerne. Dies ist ein weiteres Beispiel für "environmental
enrichment".
Im Moment habe wir keine anderen Nutztiere in der Abteilung, aber wir haben auch schon Ziegen und Kühe gehabt.
Damit sind wir am Ende unseres Rundganges angelangt. Bevor Sie jedoch nach Hause gehen, wollen wir Ihnen noch zeigen, wozu wir die Computer benutzen.
Da der Einsatz von Tieren in der Aus- und Fortbildung umstritten ist,
hat die Abteilung für Versuchstierkunde der Tierärztlichen Hochschule Oslo
einen Katalog über audiovisuelles Material zusammengestellt, das statt
Tieren
in der Ausbildung benutzt werden kann. Wir haben jetzt über 3500 von diesen
Ausbildungsmedien (Computerprogramme, Videofilme, CD-ROMs usw.)
katalogisiert.
Alle diese Informationen sind in einer englischsprachigen Datenbank
zusammengefaßt: NORINA (A Norwegian Inventory Of Alternatives). NORINA kann
kostenlos über das Internet benutzt werden, so daß jeder nach
Alternativen zu
Tierversuchen suchen kann. Hier finden Sie mehr Informationen über NORINA.
Wenn Sie noch mehr Informationen über alle Arten von Alternativen zu Tierversuchen und Ergänzungsmaterialien haben wollen, klicken Sie hier und Sie finden eine Sammlung der wichtigsten Quellen weltweit.
Zum Schluß kehren wir in das Büro zurück, wo wir darüber nachdenken können, was wir in der Abteilung gesehen haben und in Ruhe Fragen beantworten. Wir sprechen normalerweise auch über die Zahl von Tieren, die jedes Jahr für Tierversuche benutzt werden, und die Zahl von Laboratorien, die in Norwegen Tierversuche durchführen. Wir haben Informationsblätter hergestellt, die wir unseren Besuchern mitgeben und an alle senden, die uns nicht besuchen können.
Wir haben auch einen Videofilm (auf norwegisch) über die Abteilung produziert. Er ist 13 Minuten lang und kann für 99 NOK plus Porto von uns bezogen werden.
Wenn Sie Informationsblätter oder einen Videofilm haben wollen können Sie uns (aus Deutschland) unter 0047/22/96 45 75 anrufen. Unsere E-mail Adresse ist: adrian.smith@veths.no.
Die Photografien wurden mit einem Kodak 200 ASA Farbfilm gemacht und mit einer Kodak Photo-CD entwickelt. Die Dokumente in 384x256 Pixel Format auf der CD wurden mit dem GIFConverter-Programm zu JPEG Dokumenten konvertiert. Die Symbole sind von The Icon Bank.
Seit dem 1. Juni 2004 haben